Was ist der Girls’ Day?
Der Girls’ Day ist ein internationaler Aktionstag und findet jährlich am vierten Donnerstag im April statt. Der Girls’ Day ist ein Projekt, das Mädchen und junge Frauen bei der Berufsorientierung unterstützt und sowohl neue berufliche Möglichkeiten als auch vielfältige Fähigkeiten der Schülerinnen sichtbar macht.
Schülerinnen besuchen am Girls’ Day Unternehmen und Bildungseinrichtungen und erhalten dort z.B. in Werkstätten und Labors Einblicke in die Welt der MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sowie in handwerkliche Berufsfelder. Durch die interaktiv gestalteten Tagesprogramme können die Mädchen mögliche Schwellenängste abbauen, erste Kontakte zu Arbeitgeber*innen knüpfen und Erfolgserlebnisse sammeln.
Der Aktionstag dient als Orientierungshilfe und Sensibilisierungsaktion. Den Teilnehmerinnen soll bewusst werden, dass sich die Möglichkeiten der Berufswahl nicht auf wenige Berufe beschränken. Durch den Girls' Day sollen Mädchen ermutigt werden, sich zukunftsorientierten Berufen zuzuwenden, in denen der Frauenanteil bisher noch gering ist. Auch für ihre Eltern und Erziehungsberechtigten sowie die Lehrpersonen und Schulen eröffnen sich neue Perspektiven auf Ausbildungswege und Berufskarrieren. Zudem wird die Anerkennung und das Bewusstsein für die Fähigkeiten von Mädchen und jungen Frauen in MINT-Berufen und handwerklichen Tätigkeiten aufseiten der Unternehmen und Bildungseinrichtungen gestärkt.
Informationen rund um den Girls’ Day
Die Berufswahl ist eine wichtige Entscheidung, denn sie beeinflusst nicht nur unseren Arbeitsalltag, sondern auch viele andere Bereiche in unseren Leben. Aufgrund mangelnder Informationen und falscher Stereotype entscheiden sich nur wenige Mädchen und junge Frauen für einen technischen, naturwissenschaftlichen oder handwerklichen Beruf. Unter den Top-Ten Lehrberufen von Frauen befindet sich lediglich ein einziger in diesem Bereich (im Vergleich dazu befinden sich 8 davon in der Top-Ten Liste der von Männern ausgeführten Lehrberufe). Auch in den MINT-Studiengängen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Diese Branchen bieten jedoch weitaus höhere Einkommens- und Karrieremöglichkeiten und somit auch mehr Chancen und Entfaltungsmöglichkeiten.
Da Mädchen kaum Gelegenheit haben, Erfahrungen in technischen, handwerklichen oder naturwissenschaftlichen Bereichen zu sammeln, nehmen sie diese Tätigkeiten daher auch nicht in ihr Berufswahlspektrum mit auf. Durch die Teilnahme am Girls’ Day werden Begegnungspunkte mit diesen Berufsfeldern geschaffen. Für Mädchen werden am Girls' Day neue berufliche Perspektiven sichtbar und sie bekommen einen Eindruck davon, wie unterschiedlich Ausbildungswege und Berufskarrieren sein können.
Die Schülerinnen können sich breitere Ziele stecken und auch jenseits traditioneller Rollen eigene Wege gehen sowie aus dem großen Spektrum an über 200 Lehrberufen und zahlreichen MINT-Studiengängen auswählen. Denn gerade im MINT-Bereich und in handwerklichen Berufsfeldern fehlen unseren Unternehmen immer mehr gut ausgebildete Fachkräfte, die Fähigkeiten von Mädchen und jungen Frauen in diesen Bereichen bleiben ungenutzt.
Das Girls’ Day Angebot richtet sich an drei verschiedene Altersgruppen.
- Am Girls’ Day mini können Schülerinnen der 3. Klasse Volksschule teilnehmen.
- Am Girls’ Day junior können Schülerinnen der 3. Klasse (7. Schulstufe) der Mittelschule und AHS Unterstufe sowie der Allgemeinen Sonderschule teilnehmen.
- Am Girls’ Day senior können Schülerinnen der 7. Klasse (11. Schulstufe) AHS Oberstufe teilnehmen.
Am Girls’ Day besuchen die Schülerinnen Unternehmen und Bildungseinrichtungen und können dort einen Tag lang
- Arbeitsprozesse direkt erleben
- einzelne Arbeitsschritte bei Mitmachaktionen selbst ausprobieren
- das Arbeitsspektrum eines Unternehmens/einer Bildungseinrichtung und der einzelnen Berufe kennenlernen
- Informationen über Ausbildungswege bekommen
- mit role models über ihre Erfahrungen und ihren Arbeitsalltag sprechen
- erste Kontakte zu möglichen Arbeitgeber*innen knüpfen
- neue Erfahrungen sammeln, Fähigkeiten festigen und entdecken, Schwellenängste abbauen und Selbstbewusstsein stärken.
Im Jahr 1993 wurde in New Orleans, USA erstmals der „Take Our Daughters to Work - Day“ durchgeführt. Ziel war es, die Mädchen hinsichtlich ihrer Karriereplanung und -chancen zu sensibilisieren und ihnen die vielfältige Bandbreite an beruflichen Möglichkeiten aufzuzeigen. Im Jahr 2003 wurde der internationale Aktionstag in „Take Our Daughters and Sons to Work - Day“ umbenannt, mit dem Ziel die Work-Family-Life-Balance als gesamtgesellschaftliches Thema zu etablieren und nicht mehr nur als reines Frauenthema zu verstehen.
In Europa wurde die Idee erstmals 2001 in Deutschland, Österreich, Belgien, Luxemburg, Tschechien, Niederlande, Schweiz, Polen, Spanien, Kosovo und Südtirol unter dem Namen Girls’ Day umgesetzt. Der Schwerpunkt liegt in den meisten Ländern bei der geschlechtersensiblen Berufsorientierung. Ziel ist es, Mädchen und junge Frauen für technische, handwerkliche, informationstechnologische und naturwissenschaftliche Berufe sowie für die Arbeitsbereiche von Führungspositionen in verschiedenen Feldern (z.B. Politik) zu sensibilisieren.
In Tirol findet der Girls’ Day seit 2002 mit stetig zunehmender Teilnehmerinnenzahl statt. 2021 feierte der Girls’ Day Jubiläum und blickte auf 20 eindrucksvolle Jahre zurück, in denen mehr als 10.000 Mädchen handwerkliche, technische und naturwissenschaftliche Berufe am Aktionstag hautnah erleben konnten. „Am Girls’ Day entdecken Mädchen und junge Frauen sowohl neue berufliche Möglichkeiten als auch persönliche Interessen und Fähigkeiten und können dadurch selbstbewusst ihre zukünftige Berufswahl angehen.“, erklärt Mag.a Bernadette Kendlbacher, Geschäftsführerin der amg-tirol.
In den letzten Jahren hat sich beim Girls’ Day Tirol viel getan: Neben dem Girls’ Day mini für Volksschulklassen ist auch ein erweitertes digitales Girls’ Day Tirol Angebot hinzugekommen. Dadurch wird Mädchen und jungen Frauen unterschiedlichster Altersstufen spielerisch und erfahrungsorientiert vermittelt, dass Frauen und Männer gleichermaßen die Berufe ergreifen können, für die sie sich interessieren und die ihnen Spaß machen.
Im Laufe des Schuljahres finden verschiedene Aktivitäten statt, die zu einer geschlechtersensiblen Berufsorientierung beitragen. Durch das ganzjährige Programm werden Mädchen dazu angehalten, ihre Berufsvorstellungen zu analysieren, eigene Stärken und neue berufliche Perspektiven kennenzulernen sowie bislang unbekannte Berufe in das Berufswahlspektrum einzubeziehen. Auch die Lehrpersonen sowie Eltern und Erziehungsberechtigte setzen sich im Zuge diverser Aktivitäten mit einer geschlechtersensiblen Berufsorientierung auseinander. Um alle Beteiligten bei den Vor- und Nachbereitungen zu unterstützen und somit Erfolg und Nachhaltigkeit des Girls’ Day zu erzielen, gibt es folgende Aktivitäten im Vorfeld des Aktionstags:
- Workshop für Lehrpersonen: Grundlagen geschlechtersensibler Berufsorientierung, didaktische Anregungen, alles über den Girls’ Day.
- Workshop für Schülerinnen: Sensibilisierung für die eigenen Stärken und Interessen abseits stereotypischer Berufsbereiche, Wichtiges zur Teilnahme am Girls’ Day.
- Informationen für Eltern und Erziehungsberechtigte: Informationen und Materialien die Erziehungsberechtigte bei der Berufsorientierung ihrer Tochter unterstützten werden zur Verfügung gestellt.
- Unterstützung der Unternehmen bei der Programmerstellung und Umsetzung des Girls’ Day.
Hier geht es zu den Girls' Day Rückblicken der letzten Jahre.